Sensationelles – zu mindestens aus Sicht von Vogelfreunden und Vogelschützern – hatte gestern die Lausitzer Rundschau zu vermelden: In der Nähe von Lübbenau/ Spreewald wurde eine Blauracke bei der Insektenjagd beobachtet.
Einzelne Blauracken lassen sich regelmäßig in Deutschland beobachten. Vor allem während der Zugzeit. Woher die jetzt im Spreewald beobachtete Blauracke stammt, weiß bisher noch keiner. Selbst eine Brut wird noch nicht gänzlich ausgeschlossen. Allerdings muss man hier vorsichtig sein: Brutzeitbeobachtungen gab es bereits 2007 in Brandenburg: Im Landkreis Potsdam und im Landkreis Oder – Spree. Eine Schwalbe macht eben doch noch keinen Sommer. Ganz ausgeschlossen ist aber nicht, dass ganz still und heimlich bereits mehrere Blauracken in Brandenburg wieder unterwegs sind. Vor allem die riesigen, nahezu unzugänglichen Truppenübungsplätze haben schon so manche Überraschung bereit gehalten.
Blauracken zählen zu den aktuell ausgestorbenen Brutvögeln Deutschlands. In der Colbitz-Letzlinger Heide / Sachsen – Anhalt und der Niederlausitz brüteten bis 1990 die wunderschönen Vögel, nachdem sie sich bereits um 1950 aus Niedersachsen, in Baden-Württemberg und in Bayern verabschiedet hatten. Die Gründe für ihr Verschwinden sind bekannt: Intensivierung der Landwirtschaft einhergehend mit einem Mangel an Großinsekten. Aufforstungen und das Verschwinden althergebrachter Landnutzungsformen wir Hutewirtschaft, Schafhaltung und Streuwiesennutzung, sowie Mangel an geeigneten Brutplätzen besiegelten dann endgültig das Schicksal der Blauracken.
Blauracken bald wieder in Deutschland?
Ganz so abwegig ist der Gedanke, Deutschland könne wieder Blauracken Lebensraum und Brutmöglichkeiten bieten, nicht. Gerade Brandenburg drängt sich förmlich für eine zukünftige (Wieder – ) Besiedlung auf. Offene Landschaften (Truppenübungsplätze, ehemalige Tagebaue) und extensive Landwirtschaftsprojekte (Großtrappenschutz in Brandenburg) bieten optimale Lebensgrundlagen mit einer Vielfalt an Großinsekten. Freilich fehlt ein Nistplatzangebot in hoher Dichte. Blauracken benötigen Bruthöhlen. Beziehen bevorzugt Höhlen des Schwarzspechtes.
Der Spreewald könnte der Startpunkt eines auf die Blauracke ausgerichteten Vogelschutzes sein. Hier gibt es sie noch, die Wiesen und Weiden. Offene Landschaften, ruhig und ungestört. Insofern ist die aktuelle Beobachtung ein gutes Zeichen. Passende Nistkästen lassen sich bauen; gern auch Imitate von Schwarzspechthöhlen. Das sollte machbar sein.