Friedhöfe – Stätte des Gedenkens; Artenreicher Lebensraum
Schaurig hallt der Ruf des Waldkauzes über den nächtlichen Friedhof; Fledermäuse flattern kleinen Vampiren gleich über Grabsteine hinweg. Für ängstliche Seelen eine gruselige Vorstellung, nachts oder in der Dämmerung einen Friedhof zu besuchen. Nicht nur zu Halloween, wenn die Geister erwachen.
Friedhöfe sind Orte der stillen Trauer und des Gedenkens. Und können sich zu einer Oase für unsere heimische Tier – und Vogelwelt entwickeln. Sie sind ein wertvoller Lebensraum, der eine Vielzahl von Arten den nötigen Rückzugsraum bietet.
Rotkelchen, Zaunkönig und Grasmücken finden hier Lebensraum, genau wie Igel, Amphibien, Hummel, Wildbienen und viele andere Tierarten. Aber auch für allerlei heimische Wildpflanzen bieten Friedhöfe Rückzugsräume: Zimbelkraut, Lerchensporn, Farne. Als besonders artenreich gelten alte, baumbewachsene Friedhöfe. Sind die Bäume alt und höhlenreich, dann bieten sie dem Waldkauz und Fledermäusen einen Platz zum Leben.
Waldartige Friedhöfe sind ein wahrer Segen für die Artenvielfalt: so weit wie möglich, sollten alte Bäume auf Friedhöfen unbedingt erhalten werden. Aber auch Friedhöfen ohne altem Baumbestand, können sich zu Refugien für unsere heimische Tier – und Pflanzenwelt entwickeln.
Nachfolgend einige Anregungen für die Grabgestaltung:
- Verwenden Sie einheimische Wildstauden für die Grabbepflanzung. Die Auswahl ist überwältigend: Efeu, Frauenmantel, Sedumarten, Christrosen, Immergrün. Für sehr sonnige Standorte eignen sich Lavendel, Grasnelken und Thymian.
- Frühblüher machen auch als Grabbepflanzung echt was her: hier können Schneeglöckchen, Narzissen oder Wildtulpen verwendet werden
- Wechseln Sie die Bepflanzung nicht so häufig aus: ausdauernde Bepflanzungen sind nicht nur ökologisch sinnvoller, sie schonen auch den Geldbeutel und verringern Müll
- Verwenden Sie kein Torf; achten Sie auch beim Kauf von Pflanzen auf torffreie Anzucht
- Lassen Sie Laub und Pflanzenreste auf dem Grab bis zum Frühjahr liegen. Hier finden Kleintiere Schutz und Vögel Nahrung.
- Noch ein kleiner Hinweis zum Grabstein: auf alten Grabsteinen wachsen oft Flechten und Moose. Entfernen Sie diese bitte nicht.
Nachfolgend einige Anregungen – Für die Kommunen und Grünflächenämter:
- Nistkästen anbringen: Für Höhlenbrüter (Meisen, Rotschwanz, Fliegenschnäpper; aber auch große Kästen für den Waldkauz)
- Kästen für Fledermäuse (auch für Hornissen gibt es Nistkästen zu kaufen)
- Einheimische Wildpflanzen verwenden, zum Beispiel beerentragende Sträucher in den Randbereichen
- Auf vielen Friedhöfen gibt es größere Sammelplätze für Grünabfälle; diese erst nach dem Winter beräumen; dabei vorsichtig sein
- Insektenhotels aufbauen
- Plätze für Reisig – und Laubhaufen einplanen
- Generell die Grünpflege auf nach den Winter verlegen