Es gibt Menschen, die sammeln leidenschaftlich gern Briefmarken. Andere Münzen, Urkunden und sonstige Fundstücke. Und dann gibt es die, die Eier sammeln. Eier der Vögel dieser Welt. Je seltener die Vogelart, desto begehrenswerter das Ei.
Dabei haben Eierdiebe es nicht etwa auf eine Schale abgesehen. Nein, das Ei muss am Stück sein. Und eines pro Vogelart reicht dabei auch nicht aus. Am „wertvollsten“ werden die Sammlungen, wenn die Eier aus den verschiedensten Regionen und Ländern stammen. Nur so kann man die feinen Unterschiede – die Färbung und Musterung – „bewundern“.
Eier von Vögeln wurden aus wissenschaftlichen Gründen schon immer gesammelt. Viele namhafte und weniger bekannte Naturkundler legten sich –teils riesige – Sammlungen zu. Und in gewissen Umfang mag dies sogar seine Berechtigung gehabt haben. So halfen gesammelte Eier von Wanderfalken dabei mit, die Schädlichkeit des Pestizids DDT nachzuweisen.
Schon Anfang der 1900er Jahre warnten Vogelschützer, dass dieses „Hobby“ für die Vogelwelt eine Bedrohung sei. Denn obwohl das Sammeln von Eiern bereits 1888 verboten wurde, ging der Raub unvermindert weiter. Und das bis Heute.
Das ist kein Hobby – es ist Vogelmord!
Eiersammler machen nicht vor seltenen Vogelarten halt. Ganz im Gegenteil. Je seltener die Art ist, desto begehrenswerter scheint es, Eier dieser Art zu besitzen. 1999 wurde eine riesige illegale Sammlung mit mehr als 120.000 Vogeleiern sichergestellt. Darunter befanden sich auch Eier des europaweit vom Aussterben bedrohten Schreiadlers. Einige davon ließen sich eindeutig Schreiadlern aus Brandenburg zuordnen. Bis dahin unerklärlich ausbleibende Brutverluste ließen sich dadurch erklären: die Eier wurden entwendet.
In England gehen massive Rückgänge des Neuntöters sehr wahrscheinlich auf die Kappe der Eierdiebe, wie die Königliche Gesellschaft für Vogelschutz befürchtet.
1999 flog ein Ring von neun Eiersammlern auf, die in ganz Europa Vogelnester plünderten. Bei den Hausdurchsuchungen wurden unter anderen Eier von Bienenfresser, Rotkopfwürgern und Stelzenläufern gefunden. Dafür waren sie in Norwegen, Spanien, Griechenland und auch in Brandenburg unterwegs. Sie raubten insgesamt 89.000 Eier. Wie die Gutachter feststellten, wurden dafür ungefähr 21.000 Gelege geplündert.
Eiersammeln ist kein Kavaliersdelikt. Wer erwischt wird, dem drohen in Deutschland bis zu fünf Jahre Haft. Ob Richter diese jedoch auch wirklich aussprechen ist fraglich. Im obigen Fall wurden zwei Jahre auf Bewährung verhängt.
Ganz anders reagierten die Behörden in Bulgarien. Hier wurde 2011 ein Engländer festgenommen. In seinem Besitz befand sich auch ein Ei eines Gänsegeiers. In seiner Wohnung konnte die Polizei auch eine Kletterausrüstung sicherstellen. Den Tipp bekamen die Fahnder von der Königlichen Gesellschaft für Vogelschutz. Denn bereits in England wurde der Eierdieb wegen illegalen Sammelns belangt. Am Ende gab es für den unverbesserlichen Nesträuber sechs Monate Gefängnis und eine Geldstrafe von 2.500 Euro.
Eiersammler sind nicht an den Vögel interessiert. Sie wollen nur die Eier. Wegen ihrer Färbung, vielleicht auch wegen dem Abenteuer, das sie beim Beschaffen der Eier erlebt haben. Am Ende sind die Eier Trophäen. Und so verursachen mit ihrer „Leidenschaft“ einen immensen Schaden. Nicht nur die geraubte Brut ist verloren. Bedenkt man die extreme Seltenheit mancher Arten, dann kann jeder fehlenden Jungvogel zum Aussterben der Art beitragen.
Was tun?
- Veröffentliche Sie im Internet keine Beobachtungsdaten von seltenen Vögeln während der Brutzeit! Und wenn, dann nutzen Sie nur grobe Angaben zur Region.
- Seien Sie wachsam, wenn Sie draußen sind. Melden Sie sonderbare Vorgänge direkt der Polizei. Begeben Sie sich nicht in Gefahr! Denken Sie stets daran: Hier wird vielleicht eine Straftat begangen.
- Unterstützen Sie den Vogelschutz. Engagieren Sie sich in der Gebietsbetreuung.
Kurz nochmal zum Thema Internet: Natürlich sind Eierdiebe nicht auf den Kopf gefallen. Sie nutzen das Internet genauso wie Jedermann. Heute lässt sich zu fast jeder Vogelart ziemlich fix herausfinden, wo Brutpaare vorkommen. Es Bedarf auch keiner GPS – Koordinaten, um diese aufzuspüren. In unserer ausgeräumten Landschaft ist es ein leichtes, das mögliche Bruthabitat aufzufinden.