Wir bauen einen Hirschkäfermeiler

Mit einer Körperlänge von knapp 8 cm zählt der Hirschkäfer zu unseren größten Käferarten. Die imposante Erscheinung der männlichen Hirschkäfer mit ihren “Geweihen” machen ihn zu einem der bekanntesten Käfer in Europa.

Wie fast alle Insektenarten leidet auch der Hirschkäfer unter der Zerstörung seiner natürlichen Lebensräume. Hier ist es insbesondere die intensive Forstwirtschaft, die eben nicht mehr auf die Ansprüche des Hirschkäfers eingeht: kaum Totholz, schnelle Umtriebszeiten, für Hirschkäfer ungeeignete Baumarten, zu hoher Bestand an Wildschweinen.

Hirschkäfermeiler
Ein Hirschkäfermeiler mit einer tollen Hirschkäfer-Skulptur | Photo by Jim Linwood / Flickr / Unter CC BY 4.0

Mit einem Hirschkäfermeiler aktiv dem Hirschkäfer helfen

Ohne Eichen keine Hirschkäfer: Die Larven wachsen im Mulm sich zersetzender Eichen heran, die erwachsenen Tiere benötigen den Saft der Eichen. Um Hirschkäfern effektiv zu helfen, ist das Vorhandensein alter Eichen und genügend Eichentotholz ein absolutes Muss. Totholz gibt es jedoch im aufgeräumten Forst nur wenig. Alte Eichen hingegen schon häufiger. Darum müssen wir zuerst dafür sorgen, dass genügend Eichen – Totholz vorhanden ist. Mit einem Hirschkäfermeiler kann hier dem Hirschkäfer (und einigen anderen Käferarten) geholfen werden.

So wird ein Hirschkäfermeiler gebaut

Für einen Hirschkäfermeiler werden benötigt:

  • Eichenstämmen und dicken Eichenästen (sehr wichtig)
  • Sägemehl von Eichen (sehr wichtig)
  • Eichenrindenstücken
  • Eichen – Hackschnitzel
  • Anti-Wildschwein-Zaun (im Außenbereich)
  • Spaten, Schaufeln, Schubkarren
  • Zeit und helfende Hände
  • Wenn es nicht Euer Grundstück ist: Die Erlaubnis des Eigentümers
  • Den richtigen Platz

Bevor mit dem Aufbau des Hirschkäfermeilers gestartet werden kann, muss eine ca. 50 Zentimeter tiefe Grube ausgehoben werden. In diese stellt man die Eichenstämme – und äste. Das ganze kann gern die Form einer Pyramide annehmen (gut im Bild unten zu erkennen).

Die Zwischenräume der Stämme und Starkäste werden mit Sägemehl verfüllt. Zusätzlich können dann auch Eichen-Hackschnitzel und Rindenstücke in die Grube gefüllt werden. Wichtig ist, dass nach Fertigstellung des Hirschkäfermeilers ein Zaun um diesen gezogen wird. Dies schützt vor der Plünderung des Meilers durch Wildschweine (im Garten braucht es natürlich nicht eines separaten Zaunes).

Hirschkäfermeiler Pyramidenaufbau
Hirschkäfermeiler. Sehr schön ist der Pyramidenaufbau zu erkennen | Photo by Leonora (Ellie) Enking / Flickr / Unter CC BY-SA 4.0 Lizenz

Entscheidend ist die Platzwahl: Eine sonnige Stelle, umgeben von Eichen ist allererste Wahl. Wenn bereits Hirschkäfer in der Nähe (umkreis von 3 Kilometern) beobachtet wurden, ist eine Besiedlung des Hirschkäfermeilers durch Hirschkäfer sehr wahrscheinlich.

Über die Jahre muss dann der Hirschkäfermeiler immer wieder mit Eichenholz, Sägemehl und Hackschnitzeln nachgefüttert werden. Ansonsten bleibt am Ende nur allerbester Humus übrig und kein Hirschkäfer wird den Meiler mehr nutzen können.

Kleiner Hinweis: Achtet bitte beim Aufbau des Hirschkäfermeilers auf die Arbeitssicherheit. Feste Schuhe und Arbeitshandschuhe, eventuell eine Verbandskasten mitführen.

Was passiert nach Errichtung des Hirschkäfermeilers?

Relativ zügig fangen Pilze und Mikroorganismen damit an, dass Eichenholz zu zersetzen. Das Sägemehl und die Holzhackschnitzel bieten eine riesige Oberfläche: hier beginnt der Zersetzungsprozess sehr schnell. Dies alles sorgt für ein ausgeglichenes Klima und genügend Feuchte im Inneren des Hirschkäfermeilers. Optimale Bedingungen für Insektenlarven.

Findet ein Hirschkäferweibchen den Meiler, beginnt es mit der Eiablage. Nun dauert es fünf bis acht Jahre, bevor sich die Larven zu ausgewachsenen Hirschkäfern entwickeln. Die fertig entwickelten Käfer schlüpfen im Mai / Juni. Als Nahrungsgrundlage dienen den Hirschkäfern nun die Saftaustrittsstellen an alten Eichen. An diesen Stellen versammeln sich nun die Hirschkäfer, finden dort Nahrung und am Ende auch ihre Partner.

Erwachsener Hirschkäfer
Läuft alles nach Plan, verlassen nach 5 – 8 Jahren ausgewachsene Hirschkäfer den Hirschkäfermeiler | Bild von Olin auf Pixabay

Ein Hirschkäfermeiler nicht nur für Hirschkäfer ein wertvoller Lebensraum

Totholz ist ein inzwischen sehr seltener Lebensraum. Überall mangelt es daran und darum macht es akut Sinn, sich damit im Naturgarten, in Parks und um Wald damit zu beschäftigen. Nicht nur für Hirschkäfer ist so ein Hirschkäfermeiler also ein wichtiger Lebensraum. Viele andere Insekten, Kleintiere und Vögel finden hier Nahrung und Unterschlupf.

Wer die Möglichkeiten hat, solch ein Projekt umzusetzen, sollte es machen. Für die Artenvielfalt und den Artenschutz ein echter Gewinn. Vor allem für Kommunen, Forstbetriebe und Landwirte stellt die Anlage eines großen Hirschkäfermeilers kein Problem dar. Es würde uns ohnehin wahnsinnig freuen, wenn mehr und mehr Totholzgärten im öffentlichen Grün entstehen.

Hirschkäfermeiler im Park
Tief verschneiter Hirschkäfermeiler in einem Park | Photo by Andrew Hayward / Flickr / Unter CC BY-SA 4.0 Lizenz
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