Dass es unseren Schwalben* nicht so gut geht, hat sich inzwischen rumgesprochen. Darum ist es so wichtig, dass sich jeder für den Schutz der Schwalben, speziell der Rauch – und Mehlschwalben einsetzt. Als Hausbesitzer auf dem Dorf bietet es sich an, mit einem Schwalbennistkasten den Schwalben unter die Flügel zu greifen. Schwalbennisthilfen gehören eigentlich an jedes Haus auf dem Land.
Warum sollte man aber Schwalbennisthilfen anbringen, wenn Schwalben doch eigentlich ihre Nester selber bauen können? Eine berechtigte Frage. Das Problem ist schnell erklärt:zwischen 700 – 1500 kleine Lehm / Erdkügelchen benötigen Schwalben, um ihr Heim zu bauen. An und für sich kein Problem. Doch durch die fortschreitende Versiegelung von Wegen, bleiben immer weniger Pfützen stehen, in denen sich die Schwalben ihr Baumaterial organisieren konnten. Künstliche Schwalbennester, sogenannte Schwalbennisthilfen können hier Abhilfe schaffen.
Das Anbringen von künstlichen Schwalbennestern ist eine gute Möglichkeit, für Ersatz zu sorgen, falls Nester während Sanierungsarbeiten am Haus entfernt werden müssen. Die Naturschutzbehörden fordern das Anbringen solcher Schwalbennisthilfen, da dies eine sehr gute Möglichkeit darstellt, den Verlust des Originalnestes auszugleichen.
Eigenbau oder doch “fertige” Nisthilfen für Schwalben
Nicht nur der Mangel an Baumaterial macht den Schwalben zu schaffen. Oft sind gerade auch neuere Fassaden zu glatt, so dass die Lehm / Erdkügelchen nicht an der Fassade haften bleiben. Die ganze Mühe ist dann natürlich für die Schwalben umsonst. Hier kann der Schwalbenfreund mit rauhen Brettern nachhelfen.Nagelt man dann noch etwas Maschendraht locker auf das Brett, kann das Baumaterial durch die Schwalben fest verankert werden.
Da dann immer noch die Frage bleibt, woher die Schwalben genügend Baumaterial beziehen können, ist es in heutiger Zeit fast schon ratsamer, auf künstliche Schwalbennester als Nisthilfe zurückzugreifen. Diese “fertigen” Nisthilfen sind den natürlichen Schwalbennest sehr ähnlich. Es gibt unterschiedliche Modelle: für Rauchschwalben sind es mehr Halbschalen, für die Mehlschwalben geschlossene Konstruktionen mit einem kleinen Einflugsloch.
Die Mehlschwalbe als bedrohte Vogelart profitiert von Schwalbennisthilfen
Mehlschwalben sind Koloniebrüter, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit in Massen in unseren Dörfern vorkamen. Sie leiden am stärksten durch fehlendes Baumaterial. Wer sich entscheidet, künstliche Schwalbennistkästen für Mehlschwalben an seiner Hausfassade anzubringen, sollte also immer gleich mehrer Nisthilfen montieren.
Rauchschwalben hingegen brüten meistens im Haus: bevorzugt werden Ställe, Schleppdächer oder ähnliche Räume. Selbst auf Jagdkanzeln oder in Aussichtstürmen brüten Rauchschwalben. Hier also lassen sich die Rauchschwalben eher an künstlichen Schwalbennester gewöhnen. Bitte beachten Sie aber, dass die Türen dieser Gebäude nie geschlossen werden dürfen.
Verschmutzungen verringern Akzeptanz für Schwalbennester – So lassen sich Verschmutzungen vermeiden
Künstliche Nisthilfen für Schwalben, insbesondere für Mehlschwalben, stellen eine hervorragende Möglichkeit zur Wiederbesiedelung von Gebäuden dar. Viele Hausbesitzer scheuen sich jedoch davor diese anzubringen, da sie befürchten, dass die Hausfassade durch den Kot der Schwalben stark verschmutzt wird.
Eine einfache und wirkungsvollste Möglichkeit dies zu verhindern, ist das Anbringen eines Kotbrettes ca. 50 Zentimeter unterhalb der Nisthilfen. Bitte nicht höher befestigen, da die Schwalben sonst keinen freien Anflug auf ihre Nester haben und die Nisthilfen dann möglicherweise nicht annehmen. Das Brett sollte mindestens 30 Zentimeter breit sein.
Bringen Sie das Brett über die gesamte Länge ihrer kleinen Schwalbenkolonie an, verhindern Sie eine starke Verschmutzung der Fassade. Das Kotbrett entfernen Sie nach der Brutzeit. Mit heißem Wasser lassen sich die Hinterlassenschaften der Schwalben leicht entfernen
Damit das Brett nicht von Tauben als Brutplatz oder Aufenthaltsbereich genutzt werden kann, empfiehlt es sich, dass Kotbrett schräg anzubauen. Ein Winkel von ca. 45° verhindert effektiv, dass sich Tauben dort aufhalten können.
Lässt sich Baumaterial für Schwalben bereitstellen?
Fehlendes Baumaterial, insbesondere lehmige, feuchte Erde, ist ein großes Problem für unsere Rauch – und Mehlschwalben. Zwischen 700 bis 1.500 Lehmkügelchen müssen Schwalben zusammentragen, um ein Nest zu bauen.Und selbst, wenn die Schwalben das Nest vom Vorjahr wieder beziehen, benötigen sie zum ausbessern feuchte Erde. Woher aber nehmen, wenn alle Flächen zubetoniert sind? Wo gibt es denn noch in der Nähe unserer Dörfer Feldwege, die voller Pfützen sind? Oder gar Straßen im Dorf, wo es schlammig genug ist? Und genau dieses Fehlen wird zum Problem für die Mehl-, bzw. Rauchschwalben.
Rauchschwalben benötigen etwas weniger Erdkügelchen, als die Mehlschwalben, da sie ihre Nester auch mit Stroh oder ähnlichem auskleiden. Fehlt Baumaterial, dann können die Nester beider Arten oft nicht richtig fertiggestellt werden. Denn die Zeit zur Brut drängt und die Schwalben können nicht das ganze Frühjahr am Nest bauen. In Folge dessen werden die Nester instabil und können herabfallen. Das bedroht am Ende die gesamte Brut. Die Nester müssen stabil bleiben. In den letzten Jahren kommt es über den Sommer zu verstärkten Wetterextremen. Da darf nichts wackeln.
Wer die Möglichkeiten hat kann versuchen, eine Pfütze mit lehmiger Erde anzulegen. Die Lage sollte so gewählt werden, dass die Schwalben die Pfütze gut anfliegen können. Es bieten sich große Hofstellen an, aber auch Viehkoppeln und ähnliche weitläufige Bereiche. Der Kleingarten oder Balkon ist leider eher weniger bis gar nicht geeignet. Wer einen Landwirt kennt, kann mit diesem gemeinsam schlammige Pfützen anlegen.
Können wir mit Schwalbenisthilfen Mehl – und Rauchschwalben retten?
Alles in allem ist die Bereitstellung von Nistmaterial für Mehl – und Rauchschwalbe eher schwierig zu bewerkstelligen. Schon deshalb stellen Schwalbennisthilfen eine sehr gute Alternative dar. Für Schwalbenfreunde, die in Gegenden mit sandigem Boden wohnen, ist die Anlage einer lehmigen Pfütze ohnehin so gut wie nicht umsetzbar.
Künstliche Nisthilfen für Schwalben sind weniger aufwendig
Künstliche Schwalbennistnester sind eine im Artenschutz nicht wegzudenkende Hilfsmaßnahme. Es funktioniert und macht Hoffnung, dass es uns gelingt, den Schwalben wieder mehr Brutplätze zur Verfügung zu stellen.
Die Gründe,die für den Rückgang der Schwalben verantwortlich sind, sind sehr komplex: Neben fehlenden Brutmöglichkeiten, ist der Rückgang der Fluginsekten ein weiterer Faktor. Aber auch erste Auswirkunge des Klimawandels sind nicht von der Hand zu weisen.Wir müssen viele Baustellen angehen. Das Anbringen von künstlichen Schwalbennisthilfen kann ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.
*…und die Uferschwalben?
In Deutschland ist neben der Mehl – und Rauchschwalbe auch die Uferschwalbe beheimatet. Diese benötigt keine künstlichen Schwalbennester. Uferschwalben nisten in Erdhöhlen. Diese graben die Uferschwalben in natürliche Abbruchkanten, wie sie an Flüssen zu finden sind. Aber auch Abbruchkanten in Kies – und Sandgruben sind beliebte Brutreviere von Uferschwalben.