Afghanische Sicherheitsbeamte erschießen streng geschützte Kragentrappe. Eine Antenne, die auf dem Rücken des Vogels angebracht ist, wird dem Vogel zum Verhängnis. Die Polizisten glauben, dass die Taliban den Vogel geschickt hätten, beladen mit Sprengstoff.
Es ist gegen acht Uhr morgens am 29.11. 2014, als eine Polizei – Patrouille einen truthahngroßen Vogel entlang der Straße spazieren sieht. Den Sicherheitskräften fallen sofort die Antenne und das kleine Kästchen auf, das der Vogel auf seinem Rücken trägt. Angst kommt auf, denn sie befinden sich in der Provinz Faryab. Rückzugsgebiet der Taliban. Hinzukommt, dass niemand den geheimnisvollen Vogel kennt. Er ist größer als ein Adler und wurde vorher nie in der Region beobachtet.
Die Entscheidung fällt schnell: das Feuer auf den Vogel wird eröffnet. Nach Aussagen der Polizisten explodierte der Vogel regelrecht, Metallteile flogen nach allen Richtungen. Polizeichef Major General Abdul Nabi Ilham: „Wir sammelten alle Teile ein und fanden Reste, die wie ein GPS – Gerät und eine kleine Kamera aussahen“. Die Sicherheitskräfte denken, dass es gut möglich wäre, dass sich der Vogel auf Aufklärungsmission im Auftrag der Taliban befand.
Ein Vogel als Taliban – Drohne? Die Presse nimmt es bereitwillig auf. Die New York Post berichtet nur einen Tag später: „Des Talibans neueste DIY – Drohne: Vogel mit Bombenweste ausgerüstet“. Die afghanische Presse berichtete, dass „dank der schnellen Reaktion der Sicherheitskräfte niemand zu Schaden kam und alle vor diesem ungewöhnlichen Angriff gerettet wurden.“
Vogelschutz – Projekt statt Terrorangriff
Ein Video, von NBC News veröffentlicht, führt kundige Leser schnell auf die richtige Spur: Bei dem toten Vogel handelt es sich um eine Kragentrappe. Bei der ominösen Bombenweste um einen GPS – Sender. Diese nutzen Biologen, um Wanderwege von Wildtieren zu verfolgen. Eine Metallplakette, die den Beschuss überstanden hat, weist auf den ECCH als Eigentümer hin. Und gemeint ist das Emirates Center for the Conservation of Houbara, das Zentrum für Trappenschutz in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Kragentrappen sind eine stark gefährdete Vogelart. Nach Schätzungen des IUCN gibt es weltweit keine 100.000 Trappen mehr in freier Wildbahn. Allein in den letzten 20 Jahren ist der Bestand um ein Drittel eingebrochen. Das Vorkommen erstreckt sich von Nordafrika über die Sinai bis nach Westpakistan. Auch auf Lanzarote und Fuerteventura können Kragentrappen beobachtet werden.
Die zierlichen Kragentrappen sind kleiner als unsere einheimische Großtrappe. Während unsere Trappen durch Lebensraumzerstörung auf einen kläglichen Restbestand geschrumpft sind, ging es der Kragentrappe hauptsächlich durch übermäßige Jagd sprichwörtlich an den selbigen.
Die Jagd mit dem Falken ist ein wesentlicher Grund für den katastrophalen Rückgang der Kragentrappe. Auf der arabischen Halbinsel wurde sie durch übermäßige Bejagung nahezu ausgerottet. Auf Initiative reicher Scheichs hin starteten umfangreiche Projekte, um diese Art – auch für die Falkenjagd – zu erhalten. Und an diesen Projekten beteiligt sich eben auch das ECCH.
2 Kommentare.
Warum wird in Vogelschutzkreisen nie die Prädation als Problem erwähnt, immer nur der Lebensraum. Dabei ist mittlerweile klar, dass schöner Wohnen nicht reicht, wenn man trotzdem gefressen wird…
Hallo Herr Seidemann,
nun, ich vermute, dass es sich einige Naturschutzorganisationen nicht mit ihren Spendern verscherzen wollen. Macht sich eben nicht so gut, über die Notwendigkeit von Jagd zu debattieren, wenn es das Gegenüber nicht hören will. Wir sprechen das Problem hier offen an. http://www.liga-vogelschutz.org/themen/bedrohung-praedatoren/
Beim Schutz der Großtrappen setzt man neben der Jagd auch auf die Einrichtung raubwildsicherer Umzäunungen. Diese haben sich gut bewährt und sind ein wichtiger Baustein im Prädatoren – Management geworden. http://www.liga-vogelschutz.org/themen/grosstrappenschutz-praedatorenmanagement/
Beste Grüße, Lars