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Der Steinkauz (Athene noctua) | Bild: Flickr / Autor: Martha de Jong-Lantink / Unter CC 2.0 Lizenz – unverändert
Der Steinkauz
Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae)
Der Steinkauz gehört zu den bekanntesten Eulen überhaupt. Früher weit verbreitet und in jedem Dorf zu Hause. Der Steinkauz spielt in vielen Sagen und Märchen eine große Rolle. In der griechischen Mythologie galt der Steinkauz als Sinnbild der Göttin Athene. Auf antiken griechischen Münzen der Steinkauz mit einem Olivenzweig dargestellt. Und wer kennt nicht den Spruch „Eulen nach Athen tragen“
Abergläubischen Menschen galt der Steinkauz in früheren Zeiten als Todesbote. Wenn der Ruf des Steinkauzes in die Zimmer kranker oder sterbender Menschen drang, klang sein Ruf für die am Krankenbett wachenden Angehörigen wie ein Unheil ankündigendes „Komm mit!“. Heute wissen wir, dass das Licht in den Zimmern nach Insekten jagende Steinkäuze anlockte. Der Aberglaube ist fast verschwunden. Verschwunden sind aber auch Lebensräume, Insekten und die Steinkäuze gleich mit.
Video 1 | Steinkäuze nutzen eine Vielzahl von Lauten. Die Rufe der Männchen sind dabei so laut, dass sie noch in 600 Meter Entfernung wahrgenommen werden können.
Beschreibung
Der Steinkauz erreicht eine Körpergröße von 21 bis 23 Zentimetern, ist also kleiner als eine Taube. Die kleine Eulenart besitzt einen flachen Kopf ohne Ohren und einen kurzen Schwanz. Der Rücken ist dunkelbraun mit weißen oder cremefarbenen Flecken, die Vorderseite dagegen ist cremeweiß mit braunen Vertikalstrichen. Auch die Füße sind mit Federn bedeckt. Besonders markant sind die weißen Überaugenstreifen. Diese verleihen dem Steinkauz seinen „mürrischen“ Gesichtsausdruck. Das Männchen ist im Durchschnitt etwas leichter und kleiner als das Weibchen.
Gern sitzt der Kauz auf einem niedrigen Ansitz oder auf einem Zaunpfahl. Von hier aus startet er zu einem Beuteflug knapp über dem Boden. Der Steinkauz ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Nur während der Brutzeit im Frühjahr ist er auch tagsüber auf der Jagd. Steinkäuze bewegen sich sehr häufig auf dem Boden fort. Dabei bewegen sie sich so flink, dass sie eine entkommende Maus einholen können. Sie laufen mit sehr langbeinigen Schritten, unterbrochen von kürzeren Sprünge. Tagsüber können Steinkäuze häufig auf markanten Erhebungen sitzend beobachtet werden (Schornsteinen, Pfählen, Felsblöcken, Freileitungen).
Video 2 | Steinkäuze können sich sehr geschickt am Boden fortbewegen. Beachten Sie bitte auch die lückige, kurze Vegation
Nahrung
Seine bevorzugte Beute sind Feldmäuse, aber auch Insekten und Regenwürmer. Ebenso frisst er kleinere Vögel und Amphibien. Er richtet sich nach dem Nahrungsangebot seines Habitats. Der Steinkauz jagt gern von Ansitzwarten aus. Auch Suchflüge in niedriger Höhe und die Beutejagd am Boden beherrscht er. Um am Boden jagen zu können, ist für den Steinkauz auf Grund seiner geringen Größe eine niedrige Vegetation absolut notwendig.
Gelege und Eier
3 – 5 Eier; Brutzeit ab Mitte Ende April. Eine Jahresbrut; selten zwei. Die Nester werden ausschließlich in Höhlen angelegt. Höhlen in Bäumen, hauptsächlich in Obstbäumen, aber auch Weiden und Eichen. Seltener in Gebäuden (Spalten, Dachböden). Nur die Weibchen brüten. Die Männchen versorgen das Weibchen mit Nahrung.
Brut und Nestlingszeit
Nach 22 (-30) Tagen schlüpfen die Jungen. Das Weibchen füttert die Jungen in der Regel alleine. Das Männchen trägt die Beute heran und übergibt sie dem Weibchen. Nach etwa 35 Tagen nach dem Schlupf verlassen die Jungen die Höhle. Fliegen können die jungen Steinkäuze nach 38 – 46 Tagen.
Schutzstatus International:
Der Steinkauz unterliegt der EU – Vogelschutzrichtlinie.
Deutschland:
In der Roten Liste der Brutvögel in die Kategorie III aufgenommen – (Gefährdet). Gilt nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) § 7 Abs. 2 Nr. 13 als besonders geschützte Art.
Bestand in Deutschland: 8.000 bis 9.500 Brutpaare. Eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Steinkäuze in Deutschland trägt das Land Nordrhein – Westfalen. Hier brüten fast 70% aller in Deutschland lebender Steinkäuze.
Habitat
Der Steinkauz ist ein Kulturfolger. Er profitierte im besonderen Maße durch Menschenhand geschaffene Habitate. Steinkäuze besiedeln Kulturlandschaften, die sie bevorzugt in der Nähe menschlicher Siedlung finden. Ideale Bedingungen findet der Steinkauz in Obstgärten und auf Streuobstwiesen. Um seiner Beute nachstellen zu können, werden kurzrasige Viehweiden und Mahdwiesen bevorzugt.
Als Höhlenbrüter ist der Steinkauz auf ein gutes Angebot an höhlenreichen Bäumen angewiesen. Diese findet er in alten Obstbäumen und Kopfweiden. Auch Gebäude, Viehunterstände und Hütten werden zum Nisten genutzt, sofern er dort Nischen und Höhlen findet. Nistkästen werden vom Steinkauz angenommen und stellen heute eine bewährtes Element im Steinkauzschutz dar.
Schutzmaßnahmen für den Steinkauz
Der Steinkauz ist einer der ganz großen Verlieren der Neugestaltung unserer Dörfer. Mit dem Wegfall kleinbäuerlicher Strukturen verschwanden eben auch die Strukturen, die er für eine erfolgreiche Ansiedlung benötigt. Große Obstgärten und Streuobstwiesen fielen der Kettensäge zum Opfer; Kopfweiden zum Körbeflechten benötigte auch niemand mehr. Auch ist der Viehbestand in den Dörfern gesunken und damit das Angebot an kurzrasigen Wiesen und Weiden.
Schutzmaßnahmen setzen genau an dieser Stelle an. Die Schaffung lebenswichtiger Strukturen:
- Erhaltung und Neuanlage von Steuobstwiesen, Obstgärten und Viehweiden
- Verinselung der Lebensräume durch Zerschneidung verhindern (Straßen – und Wegebau, Ausweisung von Baugebieten)
- Verbesserung des Nahrungsangebotes und der Erreichbarkeit (Einsatz chemischer Pflanzenschutzmitter – Pestizide; Mahd von Streuobstwiesen)
- Schutz von Höhlenbäumen; Anbringen spezieller Nistkästen; Schaffung von Nischen und Höhlungen an Gebäuden
- Vermeidung von Störungen an den Brutplätzen (März bis Juni)
Die Wiederansiedlung von Steinkäuzen in geeigneten Habiten ist ein weiterer wichtiger Baustein im Artenschutzprogramm für den Steinkauz. Der Ansiedlung gehen intensive Verbesserung des Lebensraumes voraus, ohne die jede Ansiedlung zum Scheitern verurteilt wäre.
Ob es gelingen kann, den Steinkauz einer Überleben in unserer modernen Kulturlandschaft zu geben, hängt von vielen Faktoren ab. Neben ehrenamtlichen Engagement, benötigt es vor allem politischen Willen, einer breiten Öffentlichkeit und den nötigen finanziellen Mitteln. Für einen optimalen Schutz reicht es nicht aus, dem Steinkauz künstliche Nisthöhlen anzubieten. Die Politik muss Anreize dafür schaffen, dass lebendige Lebensräume erhalten und gefördert bleiben. Dies geht weit über den Schutz von Streuobstwiesen hinaus. Insbesondere die Siedlungspolitik und auch die Förderung ländlicher Räume spielen hier eine große Rolle. Dadurch profitieren nicht nur die Steinkäuze, sondern eine Vielzahl von Tier – und Pflanzenarten.
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