Fit für die Zukunft
Die künstliche Brut und die zielgerichtete Auswilderung in geeignete Lebensräume sind aktuell unverzichtbar, um das Aussterben der Großtrappen zu verhindern. Denn noch werden nicht genügend Trappen in freier Wildbahn flügge.
Ganz ehrlich: wer würde den kleinen Trappen nicht alles Glück für die Zukunft wünschen? Ihr Start ins Leben verlief alles andere als optimal. Ohne Hilfe der Vogelschützer hätten sie nie das Licht der Welt erblickt! Die künstliche Brut und die zielgerichtete Auswilderung in geeignete Lebensräume sind aktuell unverzichtbar, um das Aussterben der Großtrappen zu verhindern. Denn noch werden nicht genügend Trappen in freier Wildbahn flügge.
In großer Sorge um die Großtrappe geschah im Jahre 1973 für den Vogelschutz etwas sehr Visionäres Ein Auswilderungsprogramm für aufgefundene Großtrappengelege wurde gestartet. Man kann dieses Engagement nicht hoch genug anrechnen. Hier wurde die Wissensgrundlage für den Erhalt der Großtrappen gelegt, ohne den die Trappen zweifellos schon ausgestorben wären! Versuch und Irrtum im Vogelschutz. In dieser Form heute wahrscheinlich unmöglich oder nur unter irrsinnigen bürokratischen Bedingungen möglich.
Die Eier für die künstliche Brut stammen aus Gelegen, die bei landwirtschaftliche Arbeiten freigemäht wurden. Oder von Standorten auf denen die Henne niemals ihre Küken groß bekommen hätte. Kurz gesagt: Die Küken wären nie geschlüpft oder gestorben.
Ziel der künstlichen Brut und der Auswilderung ist es, die Bestände in den Großtrappen – Schutzgebieten zu stärken und natürliche Verluste auszugleichen. Ausgewildert werden die Trappen ausschließlich in Lebensräume, die perfekt geeignet sind.
Damit sich die Vögel nach der Auswilderung arttypisch verhalten, wird der Kontakt zu Menschen auf das Nötigste beschränkt und die Auswilderung beginnt bereits nach sechs Wochen. Die künstliche Aufzucht ist so effektiv, dass sie unter Vogelschützern zum Standard erhoben wurde.
Auswilderung von Großtrappen als Rettungsanker
1970 ergab eine großangelegte Zählung den ernüchternden Befund, dass nur noch rund 1.000 Großtrappen in Deutschland lebten. Die Mehrheit – 815 – im Trappenland Brandenburg. Der scheinbare Tiefpunkt war erreicht. Die großen Zusammenhänge und tatsächlichen Ursachen ihres Verschwindens blieben freilich vorerst noch im Dunkeln. Niemand oder nur die wenigsten ahnten, dass das Aussterben der Großtrappen unmittelbar bevorstand.
Kükenführende Hennen wurden so gut wie nicht mehr beobachtet. Nur die hohe Lebenserwartung der Großtrappen verhinderte, dass die Trappen direkt ausstarben. Nachkommen waren nicht mehr zu erwarten. 1973 geschah für den Vogelschutz etwas sehr Visionäres: Ein Auswilderungsprogramm für aufgefundene Großtrappengelege wurde gestartet. Die Eier stammten aus Gelegen, die durch landwirtschaftliche Arbeiten freigelegt wurden und verloren gewesen wären.
Man kann dieses Engagement nicht hoch genug anrechnen. Hier wurde die Wissensgrundlage für den Erhalt der Großtrappen gelegt, ohne den die Trappen zweifellos schon ausgestorben wären! Versuch und Irrtum im Vogelschutz. In dieser Form heute wahrscheinlich unmöglich oder nur unter irrsinnigen bürokratischen Bedingungen möglich.
Die künstliche Brut und Auswilderung war freilich nur ein Zeitgewinn, dies war allen Beteiligten klar. Lösungen zum Erhalt des Lebensraumes mussten gefunden werden! Es machte nur wenig Sinn, mühevoll aufgezogene Großtrappenküken in eine völlig ungeeignete Umwelt zu entlassen. Der Verlust wäre vorprogrammiert und ethisch nicht vertretbar gewesen.
Mit der Gründung der Naturschutzstation in Buckow im Jahre 1979 begann darum parallel zur Aufzucht, die Ursachenforschung zum Niedergang der Trappen. Von Anfang an wurden Landwirte ins Boot genommen, um mit ihnen gemeinsam Wege aus der Misere zu suchen. Dass Vogelschutz ohne die beteiligten Akteure zum Scheitern verurteilt ist, wurde von den Großtrappenschützern schon sehr früh verstanden.
Auswilderung von Großtrappen – Eine Maßnahme auf Zeit
Erklärtes Ziel des Großtrappen – Schutzes ist es, mit der Auswilderung die wildlebenden Bestände zu stützen. Und zwar nur so lange, bis eine natürliche Reproduktion dies überflüssig macht. Im Vogelschutzgebiet „Havelländisches Luch“ ist dieses Ziel bereits erreicht worden. Hier konnte dank optimaler Lebensraumgestaltung und Einzäunung von Brutplätzen der nahezu vierfache Bestandsanstieg seit 1996 verzeichnet werden.
Im Fiener Bruch und den Belziger Landschaftswiesen wird durch die Auswilderung der Bestand gestützt. Mit viel Umsicht und Erfahrung werden die Jungtrappen bereits nach sechs Wochen ausgewildert. Und auch hier sind Maßnahmen im vollen Gange, den vorhandenen Lebensraum weiter zu verbessern.
Damals wie heute stammen die Eier aus Gelegen, die versehentlich bei landwirtschaftlichen Arbeiten freigemäht wurden. Hinzukommen Eier, die bewusst eingesammelt werden. Dabei handelt es sich um Eier der Erstgelege Anfang Mai. Diese sind von Fressfeinden und Störungen besonders bedroht, so dass es absolut vertretbar ist, diese aufzunehmen und künstlich auszubrüten. Für die Großtrappen selbst stellt diese Praxis keinen Verlust dar. Sie reagieren mit einem Nachgelege, dessen Überleben wesentlich wahrscheinlicher ist, da die Vegetation mehr Schutz und Nahrung bietet.
Wissen und Erfahrung von Weltrang
Was mit experimentellem Herantasten an die künstliche Brut und Auswilderung begann, entwickelte sich über die Jahre zu einer hochprofessionellen Wissenschaft. Die gewonnen Erkenntnisse, Methoden, technischen Geräte und Auswilderung – Strategien wurden soweit verfeinert, dass sie als Richtlinie in das Unterabkommen zur Großtrappe innerhalb der Bonner Konvention aufgenommen wurden.
Sorgenkind Großtrappe
Sie sind die unumstrittenen Könige der Felder: Großtrappen. Mit einem Gewicht von bis zu 18 Kilogramm und einer Flügelspannweite von fast 2,5 Metern, zählen Großtrappen zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Aber er ist ein König ohne Reich. Fast der komplette Lebensraum der Großtrappen wurde in Deutschland in den letzten Jahren vernichtet.
Vor einhundert Jahren zählte die Großtrappe zu den häufigen Vögeln unserer Felder. Heute erinnern nur noch kleine Restbestände an einst glanzvolle Zeiten. Nur 5% ihres Lebensraumes sind der Großtrappe in Deutschland geblieben. Ein König ohne Reich. Ein König ohne Zukunft?