Das letzte Lied des Kauai ‚O’o

Hören Sie sich dieses Lied des Kauai ‚O’o an! Es ist das Lied eines einsamen Vogels. Denn sein Lied wird ohne Antwort bleiben. Kein Weibchen, kein Widersacher wird darauf reagieren. Er ist der letzte seiner Art. Und es ist das letzte Mal, dass in der Welt dieses Lied erklang.

 

Aufgezeichnet wurde der Ruf des Schuppenkehlmoho – unter Einheimischen als Kauai ‚O’o  bekannt – von Vogelkundlern, die sich 1987 auf die Suche nach dem seltenen Vogel machten. Aber nur ein einziger Kauai ‚O’o konnte gefunden werden. Ein Männchen. Und der war kein Unbekannter: Bereits 1985 wurde er beobachtet. Ein einsamer Vogel. Seine Partnerin war bereits 1982 nach dem Hurrikan Iwa verschwunden.  Dass er das letzte auf Erden lebende Exemplar war, wurde 1989 zur traurigen Gewissheit. Sein Ruf verstummte für alle Ewigkeiten. Im Jahr 2000 wurde der Kauai ‚O’o in die Liste der ausgestorbenen Vogelarten aufgenommen.

Der Kauai ‚O’o  – Von eingeschleppten Arten verdrängt, von Menschen ausgerottet

Der Kauai ‚O’o  galt 1899 noch als relativ häufig. Aber keine 30 Jahre später konnte bei einer Expedition durch den Ornithologen Munro kein Exemplar mehr gefunden werden. Erst 1960 wurden an einer abgelegenen Stelle, im Alakaʻi-Sumpfwald, 34 Kauai ‚O’o  entdeckt und im Mai 1971 wurde endlich ein Nest gefunden. 10 Jahre später, im Jahr 1981 konnte nur noch ein Pärchen nachgewiesen werden. Jungvögel? Fehlanzeige.

Die Chronologie des Aussterbens ähnelt der vieler Arten, die in den letzten Jahrzehnten ausgestorben sind. Die Zerstörung ihrer Lebensräume war ein Grund für das Verschwinden des Kauai ‚O’o. Viel gravierender war aber die Tatsache, dass eingeschleppte Tierarten die Bestände dezimierten. Ratten, Schweine und Moskitos (Überträger der Vogelmalaria), verursachten unter der Vogelwelt der Hawaii Insel Kauai ein nicht stoppbares Artensterben.

Gegen all die Bedrohungen, die der Kauai ‚O’o  ausgesetzt wurde, konnte er letztlich nichts entgegenhalten.  So wie ihm erging es schon vielen Vogelarten, meist abgelegener Regionen. Erst kam der Mensch und in seinem Gefolge die Tierarten, die mit ihm um den Globus gereist waren. Mal absichtlich, mal als blinde Passagiere.

Kauaʻi ʻŌʻō - Schuppenkehlmoho | Quelle: Smithsonian Libraries Walter Rothschild "The Avifauna of Laysan"
Kauaʻi ʻŌʻō – Schuppenkehlmoho | Quelle: Smithsonian Libraries Walter Rothschild „The Avifauna of Laysan“

Das Lied des Kauai ‚O’o verstummt niemals

Seit einiger Zeit sind die Tonaufnahmen des Kauai ‚O’o im Internet zu hören. Wir sollten genau hinhören. Das Internet vergisst nie. Genau so wenig sollten wir vergessen, welch trauriges Lied hier gespielt wird. Es sollte uns eine Mahnung sein. Das Internet ist nicht die reale Welt. Auf unserem Planeten verstummen immer mehr Vögel – für immer! Nicht nur auf einsamen Inseln. Sondern auch bei uns. Viele Vogelarten, vor allem unsere Bodenbrüter, sind durch eingeschleppte Tierarten hochgradig bedroht.

Prädatorenmanagement ist für den Schutz der Großtrappen unerlässlich
Schutz vor eingeschleppten Tierarten

Klar, bevor Waschbär, Marderhund und Mink freie Bahn hatten, haben wir durch Landschaftschaftszerstörung den meisten unserer Vögel den Boden unter den Flügeln weggezogen. Die wenigen verbliebenen Lebensräume sind wie ein Magnet für Räuber. Vogelschützer sind besorgt und bangen um die letzten ihrer Art. Brachvogel, Rotschenkel, Uferschnepfe, Rebhuhn und viele mehr könnten auch bei uns für immer verstummen.

In den Großtrappen – Schutzgebieten Deutschlands ist man inzwischen dazu übergegangen, Brutareale großflächig einzuzäunen. Flächen zwischen 15 und 20 Hektar wurden mit unüberwindbaren Stahlmattenzäunen eingehegt. Mit dieser Maßnahme soll verhindert werden, dass die wenigen Großtrappen Deutschlands Opfer von gefährlichen Neozoen werden. (Mehr Informationen zum Projekt erhalten Sie hier).

Weitere Informationen und Quellen:

Wikipedia | Infos zum Kauai ‚O’o (Schuppenkehlmoho)

Video | YouTube  Robert Davis

Zaunanlage | LigaVogelschutz Großtrappenschutz

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